Schnappfinger
Sehnenscheideneinengungen z.B. schnellender Finger
Operation von Sehnenscheideinengungen, z.B. schnellender Finger bzw. Schnappfinger
Eine Einengung (Stenose) der Sehnenscheide kann an jeder Sehne auftreten. Ein Befall der Hand ist häufig. Die Erkrankung geht mit einer chronischen Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis, hier: Tendovaginitis stenosans) einher. Das ausgeprägte Krankheitsbild wird treffend oft auch als „schnellender Finger“ bezeichnet.
Ursachen von Sehnenscheideneinengungen
Oftmals tritt die Sehnenscheideneinengung auf, wenn die Hand über längere Zeit wiederholt stark belastet wurde. Dies kann berufsbedingt sein, beispielsweise durch langes Schreiben an der Computertastatur oder bei intensiven handwerklichen Tätigkeiten, oder aber in der Freizeit entstehen, beispielsweise bei verschiedenen Sportarten, beim Musizieren oder ungewohntem Tragen schwerer Gegenstände.
Auch bei rheumatischen Erkrankungen werden die Sehnen und ihre Hüllen oftmals gereizt, so dass es zu Sehnenscheidenentzündungen kommen kann. Bisweilen kann auch ein Hämatom (Bluterguss), meist verletzungsbedingt, ursächlich sein.
Symptome
Die Beschwerden können prinzipiell in jedem Handsehnenbereich, also der ersten bis fünften Sehnenscheide der Beugesehnen und im so genannten ersten bis sechsten Fach der Strecksehnen auftreten.
Durch die Schwellung in der Sehnenscheide kommt es zu einer Verminderung der Gleitfähigkeit beziehungsweise zu einem Reiben, was nicht selten als knirschendes Geräusch wahrgenommen werden kann und eine langsame Entzündung bedingt. Die Schmerzen verstärken sich langfristig und sind bei schweren Befunden auch ohne Belastung vorhanden. Um den betroffenen Bereich herum besteht auch Druckschmerzhaftigkeit. Aufgrund der Verengung kann es bei Bewegungen der Hand dazu kommen, dass die jeweilige Sehne nicht oder nur unter Schmerzen wieder an die Ursprungsposition zurückgelangen kann. Ist eine Beugesehne betroffen, zeigt sich oft der typische „schnellende Finger“, bei dem der Finger beim Ausstrecken erst nach einer gewissen Kraftaufwendung plötzlich zurückklappt. Ebenfalls kann man oftmals einen „Knoten“ an der Stelle spüren.
Diagnose
Die Aussagen des Patienten (Anamnese), die Symptomatik sowie die körperliche Untersuchung ergeben meist den Befund. Mit dem Finkelstein-Test, bei dem bei gebeugten Fingern und Daumen die Hand in Richtung Kleinfinger abgeknickt wird, besteht eine Untersuchungsmöglichkeit, mit der das Ausmaß und der Ort der Schmerzen festgestellt werden kann. Zusätzlich werden bildgebende Verfahren, z.B. Röntgen und Ultraschall angewendet.
Differenzialdiagnose
Arthritis beziehungsweise Rheuma macht ebenso Schmerzen bei Bewegungen der Hand und oftmals ähnliche knotige Verdickungen im Bereich der Gelenke. Auch Nerveneinengungen oder „Überbeine“ (Ganglien) müssen von der Sehnenscheidenverengung unterschieden werden.
Therapie
Konservative Therapie
Durch einen ruhigstellenden Verband, z.B. aus Gips, kann versucht werden, eine Erholung der Sehnenscheide zu bewirken und somit die Verengung zu verringern. Es werden oft schmerz- und entzündungshemmende Arzneimittel gegeben. Salben können aufgetragen werden. Ebenfalls kann die Injektion von Wirkstoffen in das betroffene Gewebe eine Linderung bringen.
Wichtig ist die dauerhafte Ausschaltung der chronischen Belastung, was durch Schonung oder Umgestaltung des Arbeitsplatzes geschehen kann.
Operation
Eine Operation ist sinnvoll, wenn die herkömmlichen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Beschwerden und Bewegungseinschränkungen zu beheben. Ziel ist es, die Sehnenbeweglichkeit innerhalb der Sehnenscheiden zu erhalten.
Die Operation erfolgt in Regionalanästhesie (Betäubung eines größeren Körperbereiches, hier des Arms) oder in Vollnarkose.
Es kann eine so genannte Blutleere zur Operation vorgenommen werden. Dazu wird eine Manschette um den Arm gelegt, um den Blutfluss zu stoppen. Ermöglicht wird somit eine bessere Sicht, da weniger störendes Blut vorhanden ist, und außerdem ist der Verlust an Blut geringer.
Sind die Beugesehnen betroffen, wird das ringförmige Band, durch das die Sehne am Fingergrundgelenk verläuft, aufgetrennt. Bei den Strecksehnen wird das jeweilige Sehnenfach aufgespaltet. Falls sich Verwachsungen gebildet haben, werden diese beseitigt.
Am Ende des Eingriffs wird die Hand mit einem bestimmten Druckverband versorgt. Dieser erlaubt es, dass der Finger bereits kurz danach wieder bewegt werden kann.
Mögliche Erweiterungen der Operation
Treten Komplikationen oder unvorhergesehene Befunde auf, so kann es notwendig sein, weitere Maßnahmen zu treffen.
Komplikationen
Strukturen im Operationsgebiet können verletzt werden. Es können Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse (Hämatome) entstehen, bei Nervenverletzungen kann es zu Taubheitsgefühl oder Lähmungserscheinungen kommen, was nur selten dauerhaft ist. Infektionen, Wundheilungsstörungen sowie überschießende Narbenbildung können entstehen.
Auch allergische Reaktionen können auftreten. Nach der Operation kann es zu einer Verlagerung der Sehne aus dem Sehnenfach oder der Sehnenscheide kommen. Mitunter können die Sehnen so geschwächt sein, dass sie auseinander reißen. Bei angelegtem Verband können Knochen und Weichteile stark geschwächt werden, auch das Sudeck-Syndrom, bei dem zusätzlich starke Schmerzen bestehen, kann nicht ausgeschlossen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Prognose
In den meisten Fällen besteht nach der Operation Beschwerdefreiheit und ein gutes Bewegungsausmaß in den zuvor erkrankten Bereichen.
Hinweise
Vor der Operation
Oftmals müssen gerinnungshemmende Medikamente wie Aspirin® oder Marcumar® abgesetzt werden. Dies erfolgt in Absprache mit dem Arzt.
Nach der Operation
Bei ambulant stattfindender Operation muss sich der Patient abholen lassen und sollte für einen Tag kein Auto fahren, keine Maschinen bedienen und auch keine bedeutsamen Entscheidungen treffen. Besondere Bewegungsübungen sind sehr häufig nicht notwendig.
Zeigen sich Besonderheiten, die Symptome einer Komplikation sein könnten, sollte der Arzt kurzfristig informiert werden.